Projektarbeit: Internet und Virtuelle Gesellschaft

Zensur, Meinungsbildung

Diesen Abschnitt bearbeiten: Man kann uns beiden gleichzeitig eine Mail schicken.

In diesem Abschnitt des Filmes beschäftigen wir uns mit Zensurbestrebungen im Internet und mit Möglichkeiten zur (uneingeschränkten) Meinungsbildung.

Der Inhalt basiert auf der Ausarbeitung der Arbeitsgruppe Datenschutz, Kryptographie, Zensur, Meinungsbildung.

Der Verlauf der Diskussion zu diesen Themen im fertigen Film ist im Gesamtdrehbuch nachzulesen. Die ursprünglichen Drehbuchideen zu diesem Abschnitt finden sich auf dieser Seite. Mit einigen Änderungen, ist unser Beitrag dann auch im fertigen Film vorhanden.


In der Plenarsitzung am 16.06.97 haben wir uns auf folgenden Darstellungrahmen geeinigt:

In einem Studio finden sich ein(e) Moderator(in) und zwei Gäste zum Gespräch zusammen. Die beiden Gäste vertreten (grundsätzlich) verschiedene Positionen zum Internet. Ein Gast sieht schwarz, der andere bunt.

Die so inszenierte Diskussion wird unterbrochen von Dokumentarsequenzen, über deren Darstellungsform die einzelnen Themengruppen jeweils selbst entscheiden.


Kommen wir nun zu den konkreten Ideen, die wir für eine Inszenierung des Themas Zensur und Meinungsbildung entwickelten.

Bei der Inszenierung gehen wir nach der Gliederung unserer Ausarbeitung vor. Dabei werden die Argumente der Diskussion als auch die zugrundeliegenden Fakten ausschließlich von den drei Personen im Studio gebracht.

Zur Unterstützng der Aussagen der Personen werden lediglich ein paar passende Webseiten, Statistiken oder ähnliches eingeblendet. Während dieser Einblendungen ist die fortlaufende Diskussion weiterhin zu hören. Eventuell werden die Einblendungen sogar von dem/der Moderator/in angekündigt. Es soll keine eigenständige Dokumentarsequenz zu diesem Thema entstehen.


Nun konkretisieren wir unser Drehbuch. Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der Argumente und Aussagen auf den/die Moderator/in, der Pro-Vertreter und den Contra-Vertreter. In der vierten Spalte ist zu erkennen, ob Einblendungen an der entsprechenden Stelle kommen sollen oder nicht.

Vorausgehend: Datenschutz und Kryprographie

E=Einblendung, S=Studioaufnahme der Diskussion
ModeratorIn
Pro
Contra
 
    Nicht genug, auch für öffentliche Inhalte. S
  Wie meinen Sie das ? 

Internet ist das Medium zur Verbreitung von Inhalten, die sonst nicht zu bekommen sind, z.B. palästinensische Zeitungen (Einblendung) ... 

  Web-Seite 

/ 

S

    Im Netz gibt es Pornos, Nazis... 

(mit Einblendung unschöner Seiten) 

Deshalb Zensur !

3 - 4 Web-Seiten
Mit dieser Forderung stehen sie ja nicht alleine: Umfrage     Hübsch aufbereitete Grafik oder so
  Was ist denn unschön ? 

Persönliche Moral + Ethik

  S
    Es gibt doch Gesetze ! S
  Aber international verschiedene 

(z.B. Auschwitzlüge)

  S
    Ja, nun...  
Gibt es denn schon Versuche ?     S
  Beispiele unsinniger Zensur  

(Newsgroups Compuserve, CDA...) 

Welche Maßstäbe wollen Sie ansetzen ?

  S
    Ich gebe zu, es ist schwer, wegen intern. Recht, aber in Deutschland müssen wir eine Lösung schaffen S
  Aber selbst wenn das gelingen sollte, wen kann man verantwortlich machen ? 
  • Den Autor ? 
  • Den Provider / Dienstanbieter ? 
  • Den Betrachter ?
  S
    Wenn der Autor in Deutschland ist, dann ihn auf jeden Fall. 

Beim Provider allerdings ist Rechtslage ungeklärt.

S
Und wenn ich mir nun zufällig irgend etwas unschönes anschaue ?     S
  Nein Nein, nein ! Aber in jedem Land strebt man nach Zensur S
  Es gibt aber auch starke Gegenströmungen, wie "Blue Ribbon", (z.B Bänder verteilen) bisher hat die Netzgemeinde so etwas selbst gelöst    S
Und was ist mit meinen Kindern, die sich im Netz besser auskennen ?     S
  Auch hier gibt es Lösungen, wie automatische Wächter (z.B. NetNanny, die wie die FSK arbeiten)   1. NetNanny Welcome Page 
2. Seite mit Passworteingabe und unschöner URL 

/ 

S

    Ja, ich habe die Hoffnung, daß sich beim Thema Jugendschutz die Staaten auf Regelungen einigen können. S
  Letztlich ist ja gut, daß das Internet jedem ermöglicht, alles darzustellen und sich umfassend zu informieren. 

Das ist ein großartiger Beitrag zur weltweiten freien Meinungsbildung.

  S
Wie habe ich mir denn das vorzustellen ?     S
  Da in den Suchmaschinen bis zu 30 Mio. Seiten verzeichnet sind, findet jeder das was er sucht.   S
    (lacht) ... Informationsflut... ?
    Und selbst wenn man Infos zu einem Thema hat, wie verläßlich ? S
  Das Problem gibt es in jedem Medium   S
    Aber nehmen Sie doch die Tagesschau S
  Die Tagesschau hatte die Zeit sich zu etablieren...   Web-Seite
    Warten wir ab... 

Aber das meiste hat doch keinen Informationswert.

S
Haben Sie ein Beispiel ?      
    Beispiel: Kaffeemaschine klassische Kaffeemaschinen-Web-Seite
  Vielleicht sind Infos die für sie bedeutungslos sind für andere sehr interessant.   S
    Was für die meisten im Internet interessant ist, kann ich Ihnen zeigen !  S
  Kommen Sie jetzt bitte nicht mit S.E.X.   S
    Über 15% der Webseiten beinhalten diese Wort. Und die Leute suchen es (Top 10 der Suchbegriffe) Web-Seite
Da fragt man sich doch, wer da sucht ?     S
    Das kann ich Ihnen sagen: Der Internetnutzer sieht so aus : 

(Statistik, ev. Live Beispiel) 

(wir überlegen ganz tolle Konzepte)

Es wird ein "repräsentativer Querschnitt" der Bevölkerung gezeigt. Die entsprechenden Kriterien aus der Statistik werden eingeblendet. Diejenigen, auf die das Kriterium nicht passt verschwinden aus dem Bild. Dies stellen wir entweder mit realen Menschen oder mit Cliparts dar. 

/ 

S

An Pro: Sie haben doch gesagt, das Internet ist das Medium von alle für alle ?     S
  Die technische Struktur ermöglicht es aber prinzipiell.   S
Überleitung oder Ende (Wir Sie hinweisen auf unsere Präsenz im WWW unter http://www.......)      S
Als Gesamtdauer dieser Diskussion haben wir 270 Sekunden gemessen.

Nachfolgend: Internet-Kunst


Die drei Personen stellen wir uns folgendermaßen vor:

Moderatorin:

Pro und Contra: Contra:

Dieses Konzept ist "ausgereift und wohlbekömmlich", genau wie das Bier, das bei seiner Produktion absorbiert wurde.


Nach der groben Konzeption folgt nun das ausformulierte Drehbuch. So wie hier stellen wir uns die Diskussion über unser Thema im Wortlaut vor.

(wie immer frisch und vollkommen, wie das Bier, das zu seiner Erstellung beitrug. Aus dem Herzen der Natur, zur Ehre von Forschung und Lehre !!!!)

Kursiv Gedrucktes bedeutet Regieanweisungen.

Vorausgehend: Datenschutz und Kryprographie
 
C Aber selbst wenn das Verfahren mit dem Nachschlüssel funktioniert würde, was ist denn dann mit den öffentlichen Inhalten, die in irgendwelchen WWW-Seiten stehen ?
P Wie meinen Sie denn das? Das Internet ist doch das Medium zur Verbreitung von Inhalten, die man sonst gar nicht oder nur schwer bekommt. Nehmen sie doch nur palästinensische Zeitungen, die Sie wohl so nicht in Israel bekämen. 

Einblendung: Palästinensische Zeitung

C Im Netz gibt es Pornos, Nazis und andere Sauereien. 

Einblendung: Porno- und Naziseiten 

Deshalb brauchen wir Zensur !!!!!!!

M Mit dieser Forderung stehen Sie ja nicht alleine da. Eine Umfrage zeigt, daß viele Menschen auch Zensur wünschen, insbesondere bei den von Ihnen angesprochenen Themen 

Einblendung: Umfrageergebnis

P Was wollen Sie denn zensieren? Was der Einzelne als verwerflich empfindet entscheidet doch jeder zunächst aufgrund seiner persönlichen Ethik und Moral.
C Es gibt doch Gesetze !
P Die aber international verschieden sind. Die Auschwitzlüge ist in Deutschland zum Beispiel verboten, in den USA aber erlaubt. 
C Ja nun...
M Gibt es denn schon echte Zensurversuche?
P Die gibt es, aber sie sind bisher alle gescheitert: 

Compuserve sperrte z.B alle Newsgroups, die das Wort "Brust" enthielten. Leider fielen auch solche darunter, in den brustkrebskranke Frauen miteinander redeten. 

Oder nehmen Sie den CDA, in dem die amerikanische Regierung versuchte, Zensur durchzusetzen. Dieses Gesetz ist aber vor dem Obersten Gerichtshof sehr kläglich gescheitert. 

Also, ich frage Sie, welche Maßstäbe wollen Sie denn bitteschön ansetzen ?? 

C Ich gebe ja zu, das internationale Recht ist nicht leicht zu handhaben, aber zumindest in Deutschland sollten wir eine Lösung schaffen.
Selbst wenn Ihnen das gelingen sollte, wen wollen Sie denn zur Verantwortung ziehen? 
  • den Autor einer Seite 
  • den Provider oder Dienstanbieter 
  • oder etwa den Betrachter einer Seite ?
C Wenn der Autor in Deutschland ist, dann ihn auf jeden Fall. 

Beim Provider ist die Rechtslage noch etwas ungeklärt

M Und wenn ich nun zufällig eine verwerfliche Seite anschaue, soll ich dann auch bestraft werden? 
P+C Nein, nein
C Aber man strebt in jedem Land nach Zensur
P Es gibt aber auch starke Gegenströmungen, wie etwa die Blue-Ribbon-Campaign (deutet auf sein Band), bisher ist es der Netzgemeinde schließlich auch gelungen ihre Probleme selbst zu lösen.
M Und was ist mit meinen Kindern ? 

Die kennen sich im Netz ja besser aus als ich.

P Auch hier gibt es bessere Lösungen: 

z.B. die Net-Nanny 

Dieses System arbeitet wie die FSK, die Autoren von Web-Seiten stufen ihre Seiten freiwillig in ein System ein, jugendgefährdende Seiten lassen sich dann vom System sperren. 

Einblendung: Net-Nanny Homepage, dann Versuch auf www.pervers.sex zuzugreifen, dann aber Paßwort

C Ja, ich habe die Hoffnung, daß sich beim Thema Jugendschutz die Staaten auch auf eine einheitliche Regelung einigen können.
P Was man aber bei der ganzen Zensur-Debatte niemals vergessen sollte, ist folgendes: 

Letztlich ist ja gut, daß das Internet jedem ermöglicht, alles darzustellen und sich umfassend zu informieren. 

Das ist ein großartiger Beitrag zur weltweiten freien Meinungsbildung.

Wie habe ich mir denn das vorzustellen ?
P Da in den Suchmaschinen bis zu 30 Mio. Seiten verzeichnet sind, findet jeder das was er sucht.
C (lacht) Hatten wir das nicht schon mal ?  

Und selbst wenn man dann mal tatsächlich Informationen zu einem Thema gefunden haben sollte, wie verläßlich sind die denn dann.

P Das Problem gibt es in jedem Medium.
C Aber nehmen Sie doch zum Beispiel die Tagesschau. Da können selbst Sie die Verläßlichkeit wohl kaum bezweifeln.
P Die Tagesschau hatte ja auch genügend Zeit sich zu etablieren. Bei den Zeitungen haben Sie z.B. Die Zeit, im Radio den Deutschlandfunk, im Internet wird sich so etwas auch bald entwicklen.
C Warten wir ab... 

Aber das meiste hat doch keinen Informationswert.

M Haben Sie ein Beispiel ?
C Natürlich ! Es gibt z.B. eine Web-Seite, auf der ständig ein aktuelles Bild einer Kaffeemaschine gezeigt wird. 

Einblendung: Kaffeemaschine  

Was bitte soll ich denn damit anfangen ?

P Vielleicht sind Infos die für sie bedeutungslos sind für andere sehr interessant.
C Was für die meisten im Internet interessant ist, kann ich Ihnen zeigen !
P Kommen Sie jetzt bitte nicht mit S.E.X.
C Über 15% der Webseiten beinhalten diese Wort....
P (Fällt ihm ins Wort) Im Englischen hat das Wort Sex auch eine seriöse Bedeutung
C Im Deutschen aber nicht! Und auch die deutschen Suchmaschinen werden hauptsächlich mit diesem Wort gefüttert. 

Einblendung: Top 10 der Suchbegriffe

M Da fragt man sich doch wer da sucht ?
C Auch das kann ich Ihnen sagen. Der durchschnittliche Internetnutzer ist... 

Einblendung: typischer Nutzer (real gefilmt oder Comic oder Spitting Image Figuren)

M (an P) Sie haben doch gesagt, das Internet sei das Medium von allen für alle ?
P Die technische Struktur ermöglicht es aber prinzipiell. Diese Chance wird auch genutzt. Leute, die publizieren oder sich künstlerisch betätigen wollen, können dieses einfach tun, ohne sich Beschränkungen von Verlegern, Kritikern, Galeristen oder sonst wem beugen zu müssen.
 
Nachfolgend: Internet-Kunst


Datenschutz, Kryptographie (vorausgehendes Thema)
Kunst in oder mit dem Internet (nachfolgendes Thema)

Hauptseite der Arbeitsgruppe zum Thema Zensur, Kryptographi, Datenschutz, ...
Hauptseite der Projektarbeit


(c) Copyright 1998 Uni-Marburg
Mail an Marc Janott
Letzte Änderung dieser Seite: 18.04.99