Hintergrundinformationen
Anwendungsfälle (engl. use
cases) beschreiben typische Arbeitsabläufe in abgegrenzten Arbeitssituationen,
die von sog. "Akteuren" (engl. actors; i. d. R. Menschen,
aber auch andere Systeme) im Zusammenspiel mit dem Anwendungssystem
angestoßen werden. Jeder Anwendungsfall benennt dazu die grundlegenden
Handlungen und Umstände, die erforderlich sind, damit ein Anwender
zu einem Zeitpunkt mit einem Anwendungssystem einen Geschäftsvorfall
bearbeiten kann (vgl. /Oest 97/, S.
266). Anwendungsfälle werden in Textform beschrieben.
Anwendungsfalldiagramme
(engl. use case diagrams) zeigen jeweils für ein zu modellierendes
Anwendungssystem die Beziehungen zwischen Akteuren und Anwendungsfällen
sowie von Anwendungsfällen untereinander. Die folgende Abbildung zeigt
das Anwendungsfalldiagramm, das wir für das Beispielprojekt "JWI"
aufgestellt haben:
Die Anwendungsfälle sind innerhalb eines schwarzen Rahmens angeordnet,
der die Systemgrenze symbolisiert. Die Akteure stehen außerhalb dieses
Kastens und damit außerhalb des Systems. Allerdings bestehen Interaktionsbeziehungen
zwischen Akteuren und Anwendungsfällen, die durch verknüpfende
Linien dargestellt sind. Auch die Anwendungsfälle können miteinander
in Beziehungen stehen. Dabei sind zwei Arten von Beziehungen vorgesehen:
-
USES: Anwendungsfall A "benutzt" Anwendungsfall
B, d. h. die Handlungssequenz von A wird unverändert in den Ablauf
von B integriert. Diese Beziehung wird durch einen Pfeil mit nicht ausgefüllter
Spitze und der Beschriftung "USES" vom benutzenden zum benutzten Anwendungsfall
dargestellt. Im Beispiel benutzen die Anwendungsfälle "Bestellung
bearbeiten", "Fehlbestände nachbestellen" und "Wareneingang bearbeiten"
den Anwendungsfall "Lagerbestand ermitteln".
-
EXTENDS: Anwendungsfall A "erweitert"
Anwendungsfall B, d. h. beide Anwendungsfälle beschreiben grundsätzlich
dieselben Abläufe, aber A enthält darüber hinaus noch Handlungen
bzw. Umstände, die die Grundlage erweitern, bspw. um Ausnahmesituationen
im Ablauf zu behandeln. Wir haben in unserem Beispielprojekt nirgends die
Erfordernis einer solchen Beziehung ausmachen können.
Das Ermitteln und schriftliche Fixieren der Anwendungsfälle ist der
erste wesentliche Schritt in der Modellierung eines Awendungssystems. Anwendungsfalldiagramme
sind dabei ein geeignetes Darstellungsmittel, um in dieser frühen
Phase die Kommunikation mit den Auftraggebern zu erleichtern. Sie zeigen
ein grobes Bild des Anwendungssystems mit den Tätigkeiten, die das
System unterstützen soll und den Akteuren, die das System für
die Ausführung dieser Tätigkeiten benutzen werden.