Wenn man Eltern oder Pädagogen danach fragt, welche Auswirkungen Computerspiele auf Kinder haben, so wird man häufig hören, daß die Entwicklung der Kinder durch Computerspiele gefährdet sei, da soziale Kontakte verarmen würden. Sie fürchten, daß die Kinder vor ihren Bildschirmen vereinsamen und ihre Kreativität und Phantasie vernachlässigt werden.
Andererseits sieht man oft Kinder in Gruppen vor Computern sitzen, Vorführgeräte in Einkaufszentren entwickeln sich zu Treffpunkten für die Spieler. Szenen bilden sich, in denen Erfahrungen über und neue Versionen von Spielen ausgetauscht werden und man sich ab und zu trifft, um gemeinsam oder gegeneinander zu spielen.
Sicherlich können Computerspiele nicht Sport und Aufenthalte in der Sonne ersetzen und der Großteil der Computerspiele läßt keinen Spielraum für Kreativität. Doch eine zu negative Einschätzung wird der Situation sicherlich nicht gerecht. Auch unter Computerspielern bilden sich Gruppen wie bei anderen Hobbies, von einer Vereinsamung kann dann nicht die Rede sein. Wenn sich ein Kind stundenlang alleine mit Bauklötzen oder Modellbau beschäftigt, würden sich die meisten Eltern sicherlich keine Sorgen machen. Und Hobbies wie Puzzlen und Modellbau lassen auch kaum Spielraum für Kreativität. Warum sind es also Computerspiele, die bei Eltern auf Ablehnung stossen?
Vielleicht ist es einfach ein Unverständnis auf seiten der Eltern oder die Angst vor neuem. Falls ein Kind über Freunde mit Computerspielen in Kontakt kommt, dürfte es wohl wenig sinnvoll sein, allzu restriktiv zu handeln, da man damit dem Kind eventuell sogar den Freundeskreis nimmt. Wenn aber Eltern versuchen wollen, das Interesse ihres Kindes in sinnvolle Bahnen zu lenken, mangelt es ihnen an Informationen und Hilfestellungen. Ein nicht überschaubarer Markt an sogenannter Edutainment-Software verspricht Abhilfe, in dem Programme spielerische Elemente mit Lerninhalten verbinden. Doch ein Großteil dieser Software erreicht die gesteckten Ziele nicht. Hinzu kommt noch, daß ernstzunehmende Testberichte und Kaufempfehlungen Mangelware sind.
Wie kommt es zu diesem Mißstand? Es scheint, daß wenige Pädagogen, Soziologen und Informatiker dieses Thema überhaupt ernst nehmen. Es existieren kaum Studien zu diesem Thema und interdisziplinäre Zusammenarbeiten unter den genannten Gruppen sind auch eher selten. Bei der Erstellung der Software werden häufig keine Pädagogen als Berater hinzugezogen. Zögerlich beschäftigen sich die Medien ernster mit dem Thema, bestehende Vorurteile werden erst langsam abgebaut. Die bei diesen Themen übliche Schwarz-Weiß-Malerei erschwert zusätzlich die Diskussion.
Unser Ziel ist es daher, durch Beobachtung und Interviews Wirkungen von Computerspielen auf die soziale Situation Betroffener zu hinterfragen. Auch wenn dies sicherlich keine Studie ersetzen kann, so hoffen wir doch Anhaltspunkte für eine weitere Diskussion geben zu können. Um bei eventuellen Interviews ein Konzept zu haben, haben wir auch einen Fragenkatalog zusammengestellt.
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