Online Lebensmittel shoppen (Shoppen wie im Supermarkt? )
Gerade auf dem Gebiet des Verkaufs von Lebensmitteln sind viele europäische Länder, Deutschland
schon einen Schritt voraus. So bietet zum Beispiel in Österreich die Lebensmittelkette "Magnet"
schon "alles zum Essen und Trinken" im Netz an. In allen 18 Filialen dieser Supermarktkette
werden schon ca. 20% des Sortiments im Netz angeboten, darunter sogar so, für den Online-Verkauf
problematische Waren, wie Obst, Gemüse, Fleisch oder Wurst. Gibt man im Internet seine Bestellung
mit der Angabe, wann und wo man es abholen möchte auf, kann man seinen Warenkorb etwa 1h
später in der betreffenden Filiale abholen und bezahlt vor Ort. Innerhalb Wiens kann man auch
schon einen Lieferservice genießen, der allerdings dann einen Zuschlag von 48,- ÖS oder
etwa 7,- DM
kostet. In Planung sind bei "Magnet" des weiteren die Ausweitung des Angebots z.B. um regionale
Spezialitaeten, die dann nur in speziellen Filialen zu erhalten sind. Um einen zusätzlichen
Anreiz für Internet-Kunden zu schaffen, gibt es außerdem neben einer Kundenkarte - mit der dann
Online-Bezahlung möglich werden soll - ein Bonussystem für Internet-Bestellungen.
Der Erfolg des Internet-Verkaufs hat bei "Magnet" selbst die Betreiber erstaunt. So waren zur
Weihnachtszeit im Internet-Laden etwa 3-4 mal mehr Leute als im Geschäft, was als ein riesiger
Imagegewinn für die Kette gewertet wird.
Auch in Norwegen ist es schon möglich über das Netz Lebensmittel einzukaufen. So eröffnete
kürzlich die Supermarktkette Rema 1000 den "Rema Netshop" in Kooperation mit IBM und einem
großen Provider. Zur Zeit müssen die Waren hier zwar noch abgeholt werden, aber auch hier ist
neben Online-Bezahlung auch ein Lieferservice geplant. Die Betreiber sehen zwar momentan noch
keine echte Konkurrenz zum Ladengeschäft im Electronic-Shopping, aber immerhin eine Alternative.
Am professionellsten ist der Lebensmittelvertrieb per Internet natürlich wieder einmal in den
USA geplant. Hier versucht Robert J. Crowell, Chef des Computer-Direkt-Vertriebs Catalink Direkt
Inc. (Umsatz 400mio $) mit dem innovativen Ansatz, ganz auf Filialgeschäfte zu verzichten, im
Internet-Lebensmittel-Markt einzusteigen. Die Waren sollen direkt aus Lagerhäusern an die Kunden
geliefert werden. Dafür wäre dann allerdings ein Mitgliedsbeitrag von 7$ bis 35$ die Woche
fällig. Neben der Bestellung via Internet wären auch noch die Möglichkeiten gegeben, per Fax oder
Telefon seine Bestellung aufzugeben.
Der Kommentar eines Andersen Consulting Beraters: Das ist der Schlüssel, um Online-Geschäfte
profitabel zu machen.
Im Vergleich dazu ist Deutschland auf diesem Gebiet noch ein Entwicklungsland. Spar und REWE
planen zunächst ihre eigene WEB-Präsenz, bevor sie sich ans Online-Shopping wagen. Das
Hauptargument, das sie zu dieser Zurückhaltung bewegt, ist die Struktur der Internet-User, von
denen ihre primäre Zielgruppe - die Hausfrauen, die den täglichen Einkauf erledigen - nur eine
Randgruppe ist. Weitere Kontraargumente sind, daß die Verbraucher besonders bei Waren, die sie
gerne vor Ort näher in Augenschein nehmen möchten (wie bei Obst, frischen Waren) Vorbehalte
haben und sich nicht einmal Bestellmöglichkeiten wie Fax oder Telefon, auf dem Lebensmittelsektor
durchgesetzt haben. Nebenbei muß auch erst noch das Logistikproblem für den Einzelhandel,
insbesondere das Problem der Wirtschaftlichkeit bei den zu erwartenden Mehrkosten für den
Internet-Verkauf gelöst werden.
Im Netz schon mit einem Angebot vertreten sind dagegen sowohl der KaDeWe-Shop, der an
Lebensmitteln zum Beispiel KaDeWe-gelabelte Waren wie Kaffee oder Whisky anbietet, als auch
my-world (shopping-mall der Karstadt AG) (vergleiche Beispiel my-world).
Das Fazit von Ulrike Platzheim, der Hauptverantwortlichen für neue Medien beim Hauptverband des
deutschen Einzelhandels e.V.: Möglicherweise werden die einen oder anderen Lebensmittelhändler
Versuche starten, aber im Bereich Lebensmittel sehe ich keine große Zukunft des Online-Shoppings.
[Quelle: C'T Report Geld online 1997, Nostalgie Supermarkt, Seite 142 ff.]
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